Stoppen Sie den Flächenverbrauch!

Ein offener Brief an den Ministerpräsidenten Kretschmann

Die NAJU Baden-Württemberg fordert den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in einem Offenen Brief auf, den Flächenverbrauch zu stoppen! Dieser Brief entstand bei einem Workshop auf dem Jugendumweltfestival „Aufstand“ 2023.

Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Jugendumweltfestival "Aufstand" 2023 fordern: "Stoppt den Flächenverbrauch!" - Foto: Markus Pagel / NABU BW

Offener Brief der NAJU Baden-Württemberg zum Thema Flächenverbrauch

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, sehr geehrter Herr Minister Strobel, sehr geehrte Minister*innen Walker; Razavi und Hauk, sehr geehrte Herren Fraktionsvorsitzende,

 

während des NAJU-Umweltfestivals ‚Aufstand‘ in Waldenbuch haben wir uns mit dem Thema ‚Flächenverbrauch‘ beschäftigt. Wir sehen hier große Probleme auf uns – die junge Generation – zukommen und haben uns daher entschlossen, als zukünftig stark betroffene Menschen diesen offenen Brief an Sie zu richten.

 

Wir sehen die kommenden Generationen nicht ausreichend berücksichtigt beim aktuellen politischen Handeln auf Landes-, Kreis- und auf kommunaler Ebene. Bei einem täglichen Flächenverbrauch von aktuell rund 6 Hektar in Baden-Württemberg sehen wir eine akute Gefährdung unserer zukünftigen Lebensqualität.

Wie viele naturnahe Flächen werden wir mit unseren Kindern und Enkeln einmal durchwandern können, welche Flächen werden unsere Lebensmittel auf naturverträgliche Weise produzieren können? Auf welchen Flächen wird zukünftig ausreichend reines Grundwasser gebildet, welches uns einmal als Trinkwasser zur Verfügung steht? Auch die Natur braucht Rückzugsflächen.

Bitte bedenken Sie dies in all Ihren Entscheidungen und tragen Sie nicht zur weiteren Zerstörung der Lebensgrundlagen nachfolgender Generationen bei. Zerstören Sie nichts, was Sie nicht mehr ‚reparieren‘ können!

 

Im aktuellen Koalitionsvertrag sind bereits konkrete Ziele definiert, deren Umsetzung jedoch noch nicht zu erkennen ist. Wir haben etliche Punkte, Ideen und Vorschläge diskutiert und möchten Ihnen folgende Punkte mitteilen:

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass die Ziele des Koalitionsvertrages schnell erreicht werden (2,5 Hektar/Tag, ab 2035 Netto-Null Hektar/Tag).
  • Bitte prüfen Sie ernsthaft die Einführung von wirksamen ‚Flächenzertifikaten‘, um die Flächeninanspruchnahme landesweit gezielt zu regulieren.
  • Bitte sorgen Sie dafür, dass diese Vorgaben entsprechend kontrolliert werden und stellen Sie Mittel für diese Kontrollaufgabe bereit.
  • Steigern Sie die Attraktivität, Industriebrachen oder unbewohnte Gebäude wieder in Nutzung zu bringen. Entwickeln und etablieren Sie ein attraktives System hierzu.
  • Informieren Sie sich in anderen Ländern über deren Lösungsansätze zur flächensparenden Planung und prüfen Sie die Übertragbarkeit auf unser Land.
  • Senken Sie die rechtlichen Hürden, um Dachflächen zukünftig zu Wohn- oder gärtnerischen Zwecken zu nutzen und ermöglichen Sie dadurch eine einfache und attraktive Nachverdichtung z. B. in den Ballungsräumen.

Wir brauchen Generationengerechtigkeit! Planungen mit dem Zusatz ‚das ist nun der letzte B-Plan, die letzte Gewerbefläche‘ müssen der Vergangenheit angehören!

 

Mit hoffnungsvollen Grüßen,

 

Robin (Heidelberg), Tanja (Ehningen), Nadine (Stuttgart), Vera (Ehningen), Sonja (Rottenburg), Achim (Holzgerlingen), Bart (Sindelfingen), Yanik (Esslingen), Kilian (Bietigheim-Bissingen), Michèle (Uhingen)

[nicht alle Personen auf dem Foto abgebildet]


So haben die Politiker*innen auf den offenen Brief reagiert

  • Andreas Schwarz, MdL, Fraktionsvorsitzender "Bündnis 90/Die Grünen" Baden-Württemberg: Hier geht's zur Antwort von Andreas Schwarz